Der Papstpalast von Avignon
Der festungsartige Papstpalast befindet sich am Rande der Provence in der ehemaligen Provinzstadt Avignon. Die beschauliche Kleinstadt wurde ab dem Jahr 1305 aufgrund der Wahl des Erzbischofs von
Bordeaux zum Papst plötzlich zum Zentrum der Weltöffentlichkeit. Papst Clemens V. ließ sich, anstatt nach
Rom überzusiedeln, in
Lyon weihen und residierte vorerst im Kloster der Dominikaner in Avignon, während zeitgleich der ehemalige Bischofspalast in einen Papstpalast umgebaut wurde.
Sein Nachfolger, Papst Johannes XXII. richtete sich dort ebenfalls ein und ließ ihn weiter ausbauen und vergrößern. Papst Benedikt XII. ließ ihn teilweise abreißen und ersetzte ihn ab 1335 durch einen neuen vierflügeligen Palast, welcher heute als "Alter Palast" (Palais Vieux) bekannt ist und sich im Norden der Anlage befindet. Sein Nachfolger Papst Clemens VI. stellte die Anlage schließlich fertig und ließ im Süden und Westen den "Neuen Palast" (Palais Neuf) errichten. Die beiden Palastgebäude wurden zudem mit einem Haupthof miteinander verbunden. Durch diese Erweiterungen konnte die Größe des Palastes nahezu verdoppelt werden. Der Architekt Jean de Louvres und der berühmte Maler Matteo Giovannetti wurden mit der Dekoration der Innenräume beauftragt. Der Palast wirkt nach außen wie eine Festung mit den typischen zahlreichen Schießscharten und den Öffnungen zum auflegen schwerer Gewehre. Der Baugrund des Palasts besteht aus massivem Felsgestein, da zu jener Zeit oft versucht wurde mit Hilfe unterirdischer Gänge eine Burg zu erobern.
Papstpalast von Avignon
Sehenswürdigkeiten in Frankreich: Der Papstpalast in Avignon
Die prachtvollen Räumlichkeiten im Innern sind sehr groß und erinnern an ein Königsschloss. Besonders faszinierend sind die Privatgemächer des Papstes, das Ankleide-, Schlaf- und Arbeitszimmer mit detailfreudigen Laub- und Fruchtranken sowie Gemälden mit Jagdszenen und spielenden Kindern. Das sogenannte Hirschzimmer, das 1343 mit weltlichen Jagdszenen gestaltet wurde, ist einer der schönsten Räume. Der Name entstand aufgrund einer Darstellung an der Westseite. Sie zeigt einen jagenden Windhund, der einen Hirsch mit den Zähnen reißt. Alle anderen Räume wurden ausschließlich mit religiösen Themen geschmückt. Leider wurde während der Französischen Revolution die einstmals kostbare Möblierung weitgehend zerstört. Als der Palast im Jahr 1810 als Kaserne diente, wurden die noch verbliebenen Kunstschätze zum größten Teil an Antiquitätenhändler verkauft.
Der prachtvolle 48 Meter lange und 10 Meter breite Festsaal ist der größte Raum des Palastes. Hier konnten problemlos große Gesellschaften verköstigt werden. Der Konsistoriensaal, in dem beispielsweise Birgitta von Schweden heilig gesprochen wurde, ist etwas kleiner aber nicht weniger interessant. In den Kapellen des Palastes sind die mittelalterlichen Fresken nur noch teilweise erhalten, da diese im unteren Bereich abgetragen und verkauft wurden. Der Papstpalast von Avignon war zwischen 1335 und 1430 die Residenz verschiedener Päpste. Seit dem Jahr 1995 gehört er zum Weltkulturerbe der UNESCO und der Ehrenhof des Palastes wurde darüber hinaus vom französischen Staat mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.
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